Mittwoch, 29. Juni 2011

Die Forschung für die Kerntechnik soll erhalten bleiben (6. Energieforschungsprogramm)

Das 6. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung sieht vor, die Forschung für die Kerntechnik zu erhalten. Vermutlich aber nur halbherzig, wie in den VDI-Nachrichten heißt.
Ferdinand Knauß vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bestätigte:
  • "Wir werden bei der Atomkraft unsere Kompetenz halten, weil die AKW noch zehn Jahre lang laufen werden. Danach müssen wir weiterhin international sprechfähig sein."
  • Auch die nukleare Transmutationsforschung beim KIT Karlsruhe bleibt unangetastet. Knauss: "Es wäre Wahnsinn, wenn wir sämtliche Kompetenzen aufgeben würden."
  • "Bei der Kernfusion ändert sich nichts wesentlich, aber das Interesse ist nach wie vor, die Kosten zu stabilisieren und einen weiteren Kostenanstieg zu verhindern", sagte Knauß. Das BMBF sieht für 2011 insgesamt rund 144 Mio. € für die Kernfusion vor, im Jahr 2012 sollen es 159 Mio. € sein. Den Löwenanteil von 91 % werde hierbei die Helmholtz-Gesellschaft im Rahmen der institutionellen Förderung erhalten. 
In den VDI-Nachrichten wird die Kernfusion als "aktueller Kostentreiber" bezeichnet, sie sei der "größte Brocken der Kerntechnikforschung".
Für den VDI ist es nicht akzeptabel, dass Kernfusionsforscher seit 50 Jahren versprechen, man werde in 30 Jahren den kommerziellen Durchbruch erreichen. Er vermutet es handle sich dabei um "eine gigantische Geldvernichtung". Selbst die Bundesregierung glaube nicht, dass sie zur Energiewende beitragen kann, sie klammere die Kernfusion aus ihren entsprechenden Berichten schon lange konsequent aus, sagt Schulzki-Haddouti (VDI). Möglicherweise trifft er den Nagel auf den Kopf, aber dies spräche nicht gegen die Kernfusion, sondern gegen die Art und Weise der Mittelverwendung und deren Kontrolle.
Es gibt weltweit nur wenige Experten, die sich auf dem Gebiet der Kernfusion auskennen. Leider sind sie sich untereinander nicht einig, sondern schielen, sofern sie etabliert sind, immer mit dem Auge in Richtung Politik, die ihnen signalisiert, was politisch genehm ist und was nicht. Auch dies spricht nicht gegen die Kernfusion, eher dafür, diese Wissenschaftler zu unterstützen. Das selbe Argument gilt im übrigen auch für die Transmutationsforschung und, was im Moment viele nicht gerne hören, auch für die Erneuerbaren Energien. Junge Wissenschaftler, die nicht in den Subventions-Apparat eingebunden sind und von den etablierten Netzwerken zurückgewiesen werden, haben in solchen Zirkeln wenig Chancen. Ein wenig mehr Informationen über deren Ideen finden Sie zurzeit auf diesem blog.

Problematisch ist nur, dass mit der Kernfusion und der Transmutation wahrscheinlich auch die meisten Physiker und sogar Kernphysiker überfordert sind, nicht nur Ingenieure, Juristen, Philosophen, Kirchenleute und Sozialwissenschaftler. Die Erneuerbaren Energien sind zwar auch nicht risikofrei, aber es ist über Jahrzehnte ein Image aufgebaut worden, das sie als natur- und menschenfreundlich erscheinen lässt. Die Vorteile der Erneuerbaren Energien sind an diversen Schreibtischen ausgerechnet worden, Langzeituntersuchungen gibt es kaum.

Die Kernenergie aber gilt dagegen als "nicht beherrschbar" (vermutlich fahren die meisten Atomkraftgegner ein eigenes Auto und glauben, sie würden es beherrschen, nur weil sie es bewegen können). Die NGO contratom z.B. wendet sich gegen die Kernfusion und Transmutation: "Wir fordern, die Forschungsgelder zu streichen und in die Energiewende zu investieren!"

Die "Atomfusion", gemeint ist die Kernfusion der "letzte Strohhalm". "Aufgrund der beschränkten Vorhandenheit des fossilen Rohstoffes Uran als Brennstoff in herkömmlichen Atomreaktoren und dem missglückten Versuch der „Schnellen Brüter“ bleibt der Atomindustrie als zeitbezogene Perspektive allein die des Atomfusionsreaktors, von dem heute niemand wissen kann, ob er jemals funktionieren wird." Nun, es ist das eigentümliche an Forschung, dass es keine Resultate vor der Forschung gibt, sonst brauchte man keine Forschung. Warum war beispielsweise der Kugelhaufenreaktor in Hamm ein Misserfolg? Ohne ein umfassendes Wissen, Unvoreingenommenheit und vor allem Kenntnisse über politische Ränkeschmieden sollte man sich an die Beantwortung eigentlich gar nicht heran wagen. Das gilt auch für die Kernfusion und die Transmutation.

Die Transmutation wird von contratom als "Atommüll-Transmutation" bezeichnet. Dies entspricht dem Stande wissenschaftlicher Erkenntnisse. Zum Stimmungmachen genügt es aber offenbar die Behauptung, die Transmutation sei "teuer, ungewiss und gefährlich".

Es ist eine der wertvollsten Fähigkeiten von Ingenieuren, herauszufinden, wie man Technologien weniger gefährlich machen kann. Ist dies nicht Teil der Entwicklung unserer Kultur? Wäre es daher für den Verband Deutscher Ingenieure nicht richtig, die Forschung zu unterstützen und dadurch auch den Unterschied zur  Handwerkskunst deutlich zu machen? "Teuer, ungewiss und gefährlich" gehört zur Forschung dazu, und wenn Ingenieure sich dem verschließen, überlassen sie die Forschung den Chinesen, Indern, Amerikanern oder den aufstrebenden "Tigerstaaten" und freuen sich darüber, fleißige Handwerker zu sein. Zu dumm nur, denn fleißige Handwerker haben andere Länder auch, die obendrein noch schnell, gewissenhaft und preisgünstig sind.

Quellen:

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