Freitag, 29. April 2011

Kinderleukämie

Die Strahlung aus Kernkraftwerken ist so minimal, dass sie - aufgrund des heutigen Wissens - als Ursache für ein höheres Leukämierisiko bei Kleinkindern praktisch ausgeschlossen werden könne, heißt es in einer Medienmiteilung des Schweizer Forum Medizin und Energie (FME). Die Strahlendosis eines Kernkraftwerks müsste 1000-mal grösser sein, um eine Erkrankung zu bewirken.
- "In den westlichen Ländern wurden rund 200 Kernanlagen untersucht. Ausser bei 3 Anlagen konnte dauerhaft kein höheres Risiko für Kinderleukämie festgestellt werden. Bei den Anlagen, bei denen über viele Jahre ein höheres Risiko beobachtet wurde, handelt es sich um Sellafield und Dounreay in England sowie um das Kernkraftwerk Krümmel in Deutschland. Die Ursachen der höheren Risiken sind nicht bekannt.
- Von 240 Leukämie-Clustern, die im Rahmen der Euroclus-Studie in 17 Ländern erfasst wurden und die insgesamt 13551 kindliche Leukämiefälle umfassten, befanden sich nur vier im Umfeld von Kernkraftwerken.
- Die Ursache für Kinderleukämie ist bis heute nicht bekannt. Vermutlich können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Die heutige Ursachenforschung geht in Richtung Infektionserreger. So weiss man, dass Vorstufen einer Leukämie bereits schon vor Geburt auftreten können. Dabei kann es vor der Geburt zu ersten Genveränderungen in unreifen weissen Blutzellen kommen, aus denen später die Leukämie entsteht. Nach der Geburt können solch vorgeschädigte weisse Blutzellen weitere Veränderungen erleiden. Möglicherweise spielen dabei Infektionen bei noch nicht ausgereiftem Abwehrsystem in sehr frühem Alter eine Rolle, welche in den bereits veränderten Blutzellen zusätzliche Ausreifungsstörungen hervorrufen. Werden diese veränderten weissen Blutzellen vom Körper selbst nicht zerstört, kann aus ihnen eine Leukämie entstehen. (Sog. „Greaves-Hypothese" nach dem engl. Forscher Melvin Greaves.)
- Außerhalb eines Umkreises von 5 Kilometern um westdeutsche Kernkraftwerke gilt die Zahl der Leukämieerkrankungen bei Kindern nicht als auffällig. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass etwa doppelt so viele Leukämien bei unter 5-jährigen Kindern gefunden wurden als erwartet, ist nicht geklärt. Dies betrifft pro Jahr in ganz Deutschland in den 5km-Umkreisen der 16 untersuchten Kernkraftwerke insgesamt weniger als ein Erkrankungsfall (0,8 Fälle) zusätzlich.
Das Forum Medizin und Energie (FME) weist darauf hin, dass in England und Frankreich anlässlich der Ergebnisse der KiKK-Studie die in Deutschland angewendete Methode auf die dort vorliegenden Daten übertragen wurde. In beiden Ländern konnten dabei keine Auffälligkeiten zwischen dem Wohnort in der Nähe von Kernkraftwerken und Leukämien bei Kindern gefunden werden.

Das Forum weist außerdem darauf hin, dass das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern eine umfassende Studie durchführt, um einen möglichen Zusammenhang in der Schweiz zu untersuchen. Erste Ergebnisse werden für 2011 erwartet.

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